Lystrup: Wie im Rausch

Mit gleich drei Mannschaften war der Wasserballnachwuchs auf dem großen Turnier im dänischen Lystrup vertreten. Diese Tour ist ein Klassiker und auch in diesem Jahr erfolgreich gewesen.

Ältere Spieler im Verein bekommen heute noch feuchte Augen, wenn das Stichwort „Lystrup“ fällt. Zwar ist die Halle dort in Mitteldänemark klein und teilweise flach, die Schiedsrichterleistungen stets gewöhnungsbedürftig – und doch hat diese Veranstaltung immer ihren besonderen Charme. Die Stimmung ist international und großartig, die Organisation nahezu perfekt und am Ende verläuft dieses Wochenende immer wie ein Wasserballrausch.

Zusammen mit dem ETV und mit großzügiger Unterstützung des Hamburger Schwimmverbandes wurde ein Doppeldeckerbus gemietet. In gleich drei Altersklassen war der HTB62 vertreten – etwas ungerade im Vergleich zu heimischen Gewässern. So kam es nämlich, dass in allen Mannschaften Kinder zusammen spielen, die es sonst nicht tun – teilweise auch gemischt mit dem ETV, denn die beiden U14-Teams trainieren gemeinsam in Wilhelmsburg.

In der U11 spielten die Orcas. Durch kurzfristige Absagen war das Team auf nur sechs Spieler zusammen geschrumpft. Das reichte gerade so, denn in Lystrup wird mit nur vier Feldspielern gespielt. Aber mit nur einem Joker auf der Bank geht da leicht die Puste aus – abgesehen davon, dass die Hälfte der Kinder noch drei oder mehr Jahre in der U11 spielen können. So reichte es nur für den letzten Platz, aber es war ein Turnier, das diese sechs Burschen weit voran gebracht hat. Sie haben richtiges Verteidigen gelernt und fast alle haben auch Tore geworfen.

In der Turnierpause lief dann der Livestream vom Spiel der ersten Mannschaft in Wilhelmsburg. In letzter Sekunde lochte Nils zum 10:9 gegen Laatzen ein und sorgte für gute Laune am Empfangsgerät.

Die U13 hießen in Lystrup Piranhas. Gleich zehn Mannschaften waren vor Ort und so gab es eine große Vorrunde zu überstehen. Die gegnerischen Teams waren sehr unterschiedlich. Einige waren gerade gut, so dass alle dreizehn Mitspieler ordentlich spielen konnten. Bei zwei Vorrundenspielen wurde es knapp und am Ende wurde mit nur wenig Vorsprung gewonnen. Am Ende blieb ein glücklicher Einzug ins Finale gegen den Erstplatzierten aus der anderen Gruppe: Kopenhagen. Diese Mannschaft fiel durch einen sehr großen Spieler mit unendlich langen Armen auf, der die Spiele bislang für sich entschied. Da kamen die Orcas mit ihrer Rostockerfahrung ins Spiel und zeigten, was sie bei der Doppeldeckung drauf hatten. Es blieb ein heißes und sehr unentschiedenes Spiel. 4:4 in der letzten Spielminute. Plötzlich war Yorick auf der Zweimeterlinie alleine und Torwart Caleb wagt etwas, was eigentlich nicht im Lehrbuch steht und wirft einen ganz langen Pass dorthin, der Ball streift nur kurz Yoricks Hand und landet im Tor. Dieser Vorsprung konnte bis zur Schlusssirene gerettet werden und die Piranhas hatten das Turnier gewonnen. Warum sollte die U13 nicht das schaffen, was tags zuvor der Ersten Mannschaft gelang?

In der U15 starteten die alten Lystruphasen in ihr Spiel. Auch sie hatten mit alleine fünf Spielen am Sonnabend ein strammes Programm mit Höhen und Tiefen und auch die Großen konnten sich ins Finale hocharbeiten. Die Gegner aus Odense hatten wohl etwas mehr Erfahrung mit dem Flachwasser. Jedenfalls konnten sie das Bergaufspiel besser nutzen, so dass sie am Ende zwar nicht deutlich, aber doch mit etwas Vorsprung gewinnen konnten.

Nach viereinhalb Stunden im Doppeldeckerbus wirkten aber alle Lystrupfahrer wieder etwas müde, aber glücklich.

Bilder von Nabil Wereida